Tai Chi Musik – Ist Entspannungsmusik überhaupt notwendig?
Viele fragen nach Tai-Chi Entspannungsmusik
Interessanterweise werde ich immer wieder nach passender Tai Chi Musik gefragt: „Was für Musik kann ich denn eigentlich hören oder nutzen, wenn ich Tai Chi üben will? Macht es Sinn, Tai Chi mit Musik zu üben?“ Das scheint ein wichtiges Thema zu sein und deswegen habe ich dazu ein YouTube Video erstellt und diesen Artikel geschrieben.
Eine Beschreibung der Wirkung von Musik
Für viele Leute ist Musik ein guter Weg, sich zu entspannen. Gerade wenn es ruhige und leichte im Hintergrund spielende Musik ist. Sie reduziert Deinen Stress und Du kannst Deine Entspannung verbessern. Und deswegen macht es durchaus Sinn zu überlegen, Deine Tai Chi Übung mit entspannender Musik zu begleiten. Das kann Dich tiefer in die Entspannung bringen.
Tai Chi Chuan und Meditationsmusik
Jetzt ist es aber so, dass Tai Chi kein reines Entspannungsverfahren ist. Also für Anfänger mittlerweile schon, aber ursprünglich war Tai Chi Chuan eine Kampfkunst. Also alles andere als entspannend. Und ich würde Tai-Chi auch viel mehr verstehen als ein System, das Körpererfahrung, Körperkontrolle und Körperarbeit insgesamt beinhaltet. Dazu gehört z.B. auch die Entwicklung von innerer Kraft.
Tai Chi mit Musik macht keinen Sinn
Die Idee von Tai Chi oder auch Qigong ist, dass wir versuchen, in dem Moment, in dem wir eine Bewegung machen, sie nicht nur körperlich auszuführen, sondern auch mit dem Geist ganz dabei zu sein und somit Körper und Geist zusammenzubringen. Es geht um Ganzheitlichkeit, das heißt, mit unserer gesamten Aufmerksamkeit in den Körper zu gehen. Und das braucht einfach sehr viel Achtsamkeit, ähnlich wie bei der Zen Meditation. Wenn wir intensiv Tai-Chi üben, beschäftigen wir uns auch mental sehr detailreich mit den Bewegungen und den Prinzipien des Tai Chi. Da würden äußere Einflüsse eigentlich nur stören. Das bedeutet, wenn Du richtig Tai-Chi trainierst, würdest Du die Musik überhaupt nicht hören. Und deswegen empfehle ich, Tai-Chi ohne Musik zu üben.
Warum Du Yoga, Qi Gong oder Meditation mit entspannender Musik üben kannst
Ich bin nicht grundsätzlich gegen eine gute Auswahl an Entspannungsmusik. Es gibt viele Verfahren, die durch meditative Musik gut unterstützt werden können. Diese sind meistens auch an einen bestimmten Ort (z.B. den Yoga-Raum) gebunden. Wenn Du für Tai Chi eine gewisse angenehme Umgebung haben möchtest, also nicht so viel Geräusche, ein bisschen Ruhe, dann suche dir lieber einen passenden Ort. Zum Beispiel im Wald. Tai Chi geht immer und überall. Andererseits kann man sagen, dass Tai-Chi im Gegensatz zu vielen anderen Verfahren auch gerade in unruhigen Umgebungen wirksam ist. Darin liegt vielleicht auch sein Geheimnis.
Mit Tai Chi zur Ruhe und Entspannung kommen trotzt Musik
Gerade da, wo eben keine Ruhe und keine Stille sind, die dich tiefer entspannen, kannst Du Tai-Chi nutzen und auch gut üben. Theoretisch könntest Du mitten auf einer großen lauten Baustelle für Dich Tai-Chi trainieren. Das braucht natürlich etwas Übung. Und deswegen üben wir im großen Online-Kurs auch immer wieder verschiedene Techniken, um eben Tai-Chi in einer äußeren Unruhe, also in einer Umgebung, die äußerlich unruhig ist, zu trainieren, um trotz dieser äußeren Unruhe, die innere Ruhe zu finden und zu erhalten. Das ist die große Herausforderung für uns im Alltag.
Kaufe keine Tai Chi oder Relaxation Musik
Es ist absolut nicht notwendig, Entspannungsmusik zu kaufen. Es gibt einen Riesenmarkt dafür, jede Menge CDs und MP3 werden hier verkauft. Die brauchst Du wirklich nicht. Suche Dir einfach eine Umgebung, die für Dich angenehm ist, und übe dort. Und versuche auch gerne mal in einer unruhigen äußeren Umgebung, also mit Geräuschen und Bewegung, die Dich vielleicht eher stören, Tai-Chi zu üben und Dich dadurch nicht ablenken zu lassen, also die Konzentration zu wahren.
Was ist Deine Meinung? Schreibe mir gerne einen Kommentar
Schreibe sehr gerne Deine Erfahrungen, ob Du gerne mit Musik oder ähnlichem übst oder lieber in Stille. Wie ist Deine Umgebung, in der du trainierst, von den Geräuschen her?
Wenn Du mehr über Tai Chi oder Tai Chi Chuan wissen möchtest, findest Du hier alle bisher erschienenen Artikel unseres Tai Chi ABC:
Tai Chi lernen
Ich halte Musik für ein probates Mittel zur Entspannung, auch beim Taiji. Wenn ich in einen Unterrichtsraum komme, wo asiatisch angehauchte Entspannungsmusik läuft, passiert durchaus etwas in meinem Kopf, ich kann den Alltag hinter mir lassen und mich besser auf die bevorstehende Übung einlassen.
Auch wenn ich die Form zur Entspannung oder zur Meditation laufe, hilft mir Musik. Die 42er Competition Form, so wie ich sie lerne, hat gar nicht den Anspruch, als Kampfkunst einsetzbar zu sein, sondern hat viel von Tanz – auch hier hilft mir Musik.
Wenn ich den Kampfkunst-Aspekt der Form hervorhebe / übe, dann stört mich eine reine Entspannungsmusik, aber auch da ließe sich bestimmt passende Untermalung finden, wenn man wollte.
Ich übe seit mehr als 20 Jahren die Formen, gerne auch mit musikalischer Untermalung
Es kommt auf die Intention an. Was möchte ich für mich mit dem Tai Chi oder auch Qigong erreichen? Manchmal laufe ich im Wald ein sehr schnelles Tai Chi allein weil es mich glücklich macht. Es mich regelrecht beschwingt. Aber es ist dann schwerpunktmäßig eine Choreographie und kein Tai Chi im ursprünglichen Sinne. Oder mensch schaue sich nur die diversen und zahlreichen Qigong Möglichkeiten an. Shibashi, das 1qm Tai Chi, Yi Jin Jing Qigong, ein recht hartes Faszienqigong mit umgekehrter Atmung, 13er Luohan Qigong auch als Shaolin Qigong bekannt, auch echt anstrengend weil halt näher am Shaolin Kung Fu und so weiter…Bei den diversen Tai Chi Formen sieht es nicht anders aus. Die im obigen Kommentar erwähnte 42er Form ist eine Wettkampfform von 1986, von der chinesischen Sportkommission beauftragt, um Standards zu setzen aber auch um den sogenannten Wildwuchs zu beschneiden. Allein Tai Chi als einen Wettkampf zu sehen, ist mehr als fragwürdig. Dennoch mag ich diese Formen, aber Kampfkunst ist dort nur ansatzweise vorhanden und auch garnicht vom chinesischen Staat gewollt. Hier geht es „nur“ noch um Gesundheit. Allein der Unterschied zwischen „das Knie streifen“ in einer Form der VR China und einer Yang Form, die ich bei einem Meister aus Taiwan gelernt habe, macht klar, wo eher die Ursprünge zu finden sind. Aber das ist letztendlich gleich. Die Hauptsache ist doch nur, den Weg zu beschreiten und Praxis zu entwickeln. Dadurch kommen neue Erkenntnisse um die Ecke, kommen neue Fragen auf (daher bin ich auf diesen schönen Blog hier gelandet) und letztendlich sollte der oder die Übende ob mit oder ohne Musik sich wohl fühlen . Ich fing mit Hintergrundmusik an und irgendwann war sie weg… wurde wohl nicht mehr benötigt. Ändert sich vielleicht auch noch mal, denke aber eher nicht…. 🙂
Als Anfänger war es für mich hilfreich, ostasiatische Entspannungsmusik zu haben, um in den Atem zu kommen; dann merkte ich, daß ich wie ein dressiertes Pferd „Haltung annahm“ sobald ich Entspannungsmusik hörte und nicht mehr authentisch war, Posen annahm – gar nicht hilfreich. Also übte ich ohne Musik in der Stille, sehr konzentriert. Dann merkte ich, daß mein Verstand völlig gefangen war, anfing, dies richtig und jenes falsch zu finden, meinem Körpergedächnis dreinzureden; mein Lauf wurde stockend. Just for fun, hörte ich am Ende meiner Übungseinheiten Musik, um meinen Kopf zu zerstreuen und ließ meinen Körper einfach laufen; wenn mir dann trotzdem etwas auffiel, war es wert, genauer hinzuschauen und einem Üben in der Stille wert. Dabei fand ich raus: auch Beethoven ist geeignet, sogar Motown, um eine Form zu laufen. Höre ich Nachrichten, Podcasts, mach ich nebenbei einfach so einen Durchlauf – und das ist derzeit meine Allegorie für Taiji im Alltag: im Groove mit der Welt, gelassen in meiner Mitte. Das war’s im Lauf von Jahren. Bin gespannt, wie’s weiter geht. Keep calm and carry on.