Tai Chi Entspannung

Tai Chi Entspannung | Tai Chi ABC

Das Thema unseres heutigen Tai Chi ABC ist „Entspannung“. Warum? Wenn ich Teilnehmer frage, warum sie Tai Chi lernen möchten, dann kommt als häufigste Antwort: Ich möchte mich entspannen oder ich möchte Entspannung lernen. Oder auch: Ich habe zu viel Spannung durch zu viel Stress.

Doch, was ist Entspannung überhaupt und wie kann Tai Chi als Entspannungsverfahren genutzt werden? Tai Chi wirkt nicht nur – wie viele anderen Verfahren – präventiv, sondern es ist auch in akuten Unruhezuständen sehr wirkungsvoll. Warum das so ist, erkläre ich weiter unten.

Was ist Entspannung?

Entspannung kann man auf verschiedenen Ebenen herstellen. Einmal körperlich. Hier sprechen wir über den Muskeltonus. Z.B. bedeutet ein höherer Muskeltonus weniger Entspannung, ein niedrigerer Muskeltonus bedeutet mehr Entspannung.

Dasselbe gilt für den Herzschlag. Wenn dein Herz schneller schlägt, dann bist du vermutlich angespannter. Wenn es langsamer schlägt, ist dies ein Zeichen für eine stärkere Entspannung.

Körperlich sind der Muskeltonus, die Herzfrequenz, der Blutdruck oder auch die Atemfrequenz Merkmale für einen angespannten oder entspannten Zustand.

Emotionale Entspannung und kognitive Entspannung

Einen großen Einfluss auf die Entspannung haben auch unsere Emotionen und unser Denken. Hier geht es auch um das Thema Wohlbefinden. Also fühle ich mich gerade wohl oder eher nicht? Hast Du eine innere Ruhe für Dich entwickelt, eine Art Grundgelassenheit? Bei der kognitiven Entspannung ist wichtig, dass Entspannung nicht gleich dem Schlafen ist. Das heißt, wir sind bei der Entspannung mental wach. Wir sind auch konzentriert auf eine bestimmte Sache. Man kann durchaus entspannt und dennoch konzentriert sein. Der Denkablauf ist ein etwas anderer als in einem angespannten Zustand. Z.B. kein Scheuklappen-Denken.

Entspannung durch Tai Chi

Eine körperliche Entspannung mit Tai Chi zu gewinnen ist vergleichsweise einfach. Wir achten, während wir Tai Chi laufen, darauf, dass wir den Körper möglichst entspannt bewegen. Das bedeutet, wir lenken die Aufmerksamkeit in den Körper hinein und versuchen zu spüren, ob zum Beispiel die Schultern gesunken sind. Falls nicht, entspannen wir die Schultern und lassen sie nach unten sinken.

Mit zunehmender Praxis gelingt es dir durch Tai Chi Training den Muskeltonus herunterzufahren, die Herzfrequenz, den Blutdruck und auch den Atem zu stabilisieren. Das dauert schon etwas länger und kann nicht direkt herbeigeführt werden.

Diese Erfahrung mache ich regelmäßig in meinen Gruppen. Wenn wir am Anfang und am Ende der Kursstunde die Form laufen, ist der letzte Durchgang viel entspannter als der erste, weil wir in der Zeit dazwischen eben Tai Chi trainiert haben.

Die Emotion im Tai Chi beschreibt Meister Chu als „Happy-Chi“. Es ist ein Glücksgefühl, dass sich nach dem Training einstellt. Ich bin emotional ausgeglichener und habe einfach richtig gute Laune.

Dieser Zustand ist schwer zu beschreiben. Vielleicht ähnlich dem Gefühl nach dem Joggen. Man ist ganz schön ausgepowert und gleichzeitig euphorisch. Tai Chi generiert Euphorie, ohne körperliche Erschöpftheit.

Man wird auch im Alltag durch die Entspannung gelassener und ruhiger. Das bekommst du dann oftmals durch Familie, Freunde oder Kollegen gespiegelt. Oder du merkst es in bestimmten Situationen, in denen du sonst aus der Haut gefahren wärst, dass du einfach ruhig bleibst. Du merkst damit im Kontakt mit dem Alltag, wie gut Tai Chi als Entspannungsverfahren funktioniert.

Keine Zeit für den Stress durch Tai Chi

Weil Tai so langsam ist, können (und sollen) wir mit unserem Geist den Bewegungen folgen. Ein Ziel des Tai Chi ist es, mit sehr hoher Achtsamkeit und Wahrnehmung in den Körper zu gehen. So ist man sehr, sehr konzentriert. Und dadurch, dass man mental so sehr mit der Form und den Tai Chi Prinzipen beschäftigt ist, hat man überhaupt keine Zeit für den Stress (oder für das, was uns stresst bzw. verspannt).

Du hast keine Zeit, um an Vergangenes oder die Zukunft zu denken. Du bist ganz in der Gegenwart, in der Bewegung, die Du im selben Moment körperlich ausführst und mental durchdenkst.

Tai Chi wirkt im Alltag

Das Besondere am Tai Chi sind zwei Sachen: Zum einen trainieren wir diese Entspannung in einer alltagsnahen Haltung. Also wir liegen nicht, sondern wir üben einer Haltung, wo wir aufrecht sind, die Augen offen haben und in Handlung sind.

In Handlung sein bedeutet, wir bewegen uns in der Form. Und das ist ein wichtiger Unterschied zu allen anderen Entspannungsverfahren. Das bedeutet, der Transfer vom Tai Chi Effekten in deinen Alltag ist hier sehr leicht, weil sozusagen die körperliche Haltung und auch die Art der des Trainings sehr, sehr alltagsnah sind.

Tai Chi wirkt im Stress

Jetzt kommen wir zu dem Punkt von oben. Wie kann das auch in einem akuten Unruhezustand funktionieren? Nochmal die Erinnerung: Wo kommt Tai Chi eigentlich her? Richtig, Tai Chi ist eine Kampfkunst.

Überlege kurz: Welche Situation ist die Stressigste, die es gibt? Vermutlich ein Kampf auf Leben und Tod mit einer anderen Person. Und wenn du diesen Kampf gewinnen willst, dann darfst du dich von diesem Kampf nicht so sehr stressen lassen, um Herr der Lage zu bleiben.

Und deswegen ist es notwendig, diese Situationen zu trainieren, um im Stress richtig zu reagieren. Unser Alltagsstress wird nicht von einer körperlichen Auseinandersetzung geprägt sein. Aber dieses Training können wir sehr wohl auch für uns nutzen. Meist nutzen wir dazu die Partnerübungen. Aber auch im Online-Kurs habe ich verschiedene Übungen eingebaut, in denen Du ein bisschen unter Stress gesetzt wirst. Wir nennen das „Stress-Impfung“. Und mit dieser Stress-Impfung, d.h. unter Stress zu trainieren, um dann, wenn der Stress da ist, die Entspannung dennoch zu gewinnen.

Wie das genau geht, erfährst Du im Onlinekurs oder in unseren Kursen vor Ort.

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Wenn Du mehr über Tai Chi oder Tai Chi Chuan wissen möchtest, findest Du hier alle bisher erschienenen Artikel unseres Tai Chi ABC:

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Tai Chi Dao

Tai Chi Entspannung

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Tai Chi Grundübungen

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Tai Chi im Alter

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