David Spoden - Meditation

Meditation verfolgt keinen Zweck – oder doch?

Wozu meditieren wir? Was ist der Zweck der Meditation? Können wir absichtslos meditieren? Diese und andere Fragen thematisiert Bernhard W. Schmitt, Meditationslehrer im Tai Chi Zentrum Koblenz und Leiter der Meditationsgruppe.

Unruhiger Geist durch Stress

Wir alle kennen die Situation: Ein Kunde oder der Chef ruft an und verlangt mal wieder das Unmögliche; der Autofahrer vor uns drängelt sich einfach dazwischen; an der Supermarkt-Kasse geht es mal wieder nicht schnell genug.

Alles Dinge die uns aus dem Gleichgewicht bringen können und womöglich unruhig werden lassen. Der Kopf ist ständig am Rattern und der Alltag wird zum Hamsterrad. Und zu allem Übel scheint es, als ob sich dieses Rad immer schneller und schneller dreht und es kein Entrinnen gibt. Die abendliche Couch und der Fernsehapparat mit seinen Soaps und Werbungen bringt auch keine Lösung.

Meditation ändert die Blickrichtung

Meditation bietet hier eine Möglichkeit, nicht die Situationen ungeschehen zu machen, aber sich von ihnen zu lösen und sie von außen zu betrachten. Sich einmal 5, 10 oder vielleicht auch 25 Minuten zeitzunehmen. Zeitzunehmen für sich; nur ich selbst mit einem Kissen oder anderem Untergrund, auf dem ich sitze.

Den Atem betrachtend – ein und aus – kein Wettbewerb, kein Leistungsdruck, kein „Müssen“ müssen. Einfach nur da sein, loslassen und die Dinge wie Wolken am Himmel vorbeiziehen sehen. Wäre das nicht großartig?

Meditation ohne Zweck

Aber Vorsicht: Verbinden wir diese Idee mit dem Gedanken, wir meditieren, » um….zu….«  (um etwas Bestimmtes zu erreichen) kann das als Start in die Meditationsübung eine gute Motivation sein, wird uns aber bald frustrieren. Denn die Erfahrung zeigt: Meditation funktioniert am besten, wenn sie zwecklos erfolgt. Einfach so, ohne konkretes Ziel. Denn mit der oben genannten Erwartungshaltung sind wir gleich schon wieder in dem Hamsterrad, dem wir eigentlich entrinnen wollen.

Meditation im Alltag

Unabhängig von einem festen Ort und Zeitpunkt können wir uns auch im Alltag Freiräume schaffen. Wie wäre es einmal ganz bewusst, mit voller Aufmerksamkeit und Achtsamkeit morgens das Kaffeepulver Löffel für Löffel in die Filtertüte zu geben. Auch das ist und kann Meditation sein. Oder beim morgendlichen Joggen nicht schon wieder den Tag durchzuplanen und sich vom Fitnessarmband erklären zu lassen, man müsse noch so und so viel Schritte laufen. Besser einfach die Luft zu spüren, die wir einatmen, jeden Muskel zu beobachten, wie er uns Schritt für Schritt nach vorne trägt. Und dies alles völlig wertneutral und ohne Bewertung. Auch das ist bzw. kann Meditation sein.

Also finde deinen Weg, deinen Weg im Hier und Jetzt.

Meditation bedeutet „nur ich selbst“. Werde eins mit dir selbst! Deshalb sage ich, dass wir mit Meditation keinen Zweck verfolgen. Wir sitzen einfach. Wir sitzen eins mit dem Universum.“ 

frei nach Kodo Sawaki – jap. Zenmeister

Wo kann ich meditieren lernen?

Am besten in einer Gruppe. Z.B. bei uns im Tai Chi Zentrum. Wir treffen uns on- und offline für eine gemeinsame, geführte Meditation. Weitere Adressen gibt es hier.

Tai Chi wird auch als Meditation in Bewegung bezeichnet. Hier kannst Du es einfach mal kostenlos ausprobieren.